Wie sinnvoll sind Impfungen bei Tieren?
Impfungen bei Tieren – Impfungen sind immer wieder ein heiß diskutiertes Thema, bei dem sich Impfbefürworter und Impfgegner scharf angehen.
Unterscheiden sollte man zunächst die Tierarten hinsichtlich der Gefährdungswahrscheinlichkeit. Bei Katzen sind verständlicherweise die Freigänger sehr gefährdet. So empfehlen Tierärzte allein aufgrund der vielen tragischen Geschichten, die sie immer wieder zur Behandlung bekommen und die zumeist mit einer Einschläferung enden, auf jeden Fall die Impfung gegen Katzenschnupfen, Katzenseuche, Leukose und Tollwut. Die FIP-Impfung (Feline Infektiöse Peritonitis, Feline Bauchwassersucht der Katze) sollte auch nicht vergessen werden, vor allem wenn das Revier der Katze von vielen anderen Katzen durchkreuzt wird.
Impfungen bei verschiedenen Tieren
Hunde sind allgemein gefährdet, da sie draußen alles erschnüffeln und so eine Vielzahl von Viren und Bakterien aufnehmen. Kaninchen sind ebenfalls potentiell gefährdet, da Myxomatose und RHD (rabbit haemorrhagic disease, Chinaseuche) über Fliegen und auch Futter übertragen werden kann.
Immer wieder wird bei Katzen die Gefahr des Fibrosarkoms angesprochen. Dieser von Impfgegnern sogenannte Impftumor ist durch zwischenzeitliche Veränderungen der Impflösung wesentlich seltener als propagiert. Zudem ist nachgewiesen, dass jede Art von Verletzung, also auch Kratzer, Bisse, Blutergüsse und andere Injektionen beim Tierarzt zu einem Fibrosarkom führen könnten, und nicht nur die Impfung mittels Injektion.
Warum Sie Ihr Tier impfen lassen sollten
Allein der gesunde Menschenverstand gebietet hier die Abwägung zwischen dem Gesundheitsschild durch Impfungen einerseits und der minimalen Gefahr eines zudem nicht lebensbedrohenden Impftumors andererseits. Die Entscheidung kann aus dieser und einer rationalen, medizinischen Sicht ausschließlich in der lebensschützenden Impfung bestehen. Oder würden Sie Ihr Kind vergleichsweise nicht gegen Masern, Scharlach, Mumps etc. impfen, nur weil die „Gefahr“ einer Hautschwellung bestünde?
Das Gleiche gilt für das Argument, es sei „natürlicher“ nicht zu impfen. Vergleicht man die menschliche Entwicklung, so waren die Jahrhunderte vor der Medizinwissenschaft folglich erfolgreicher und „natürlicher“ – mit der Konsequenz, dass die durchschnittliche Lebenserwartung nicht wie heute bei über 73 Jahren, sondern bei 30 Jahren lag.
Auch bei Hunden wird die jährliche Impfung immer wieder diskutiert. Bei der Tollwutimpfung wird künftig ein größeres Intervall möglich sein, wenn das Gebiet, in dem das geimpfte Tier sich aufhält, kein Tollwutgebiet ist. Diese Verlängerung des Tollwutimpfintervalls ist sehr erfreulich, da die Tollwutimpfung im Allgemeinen diejenige Impfung ist, die am wenigsten vertragen wird. Die anderen Impfungen verträgt der Hund meist unproblematisch. Deswegen sollten Sie auch mit diesen Impfungen trotz der Verlängerung des Tollwutintervalls nicht nachlässig werden, denn die anderen Impfungen halten nach Forschungsergebnissen weiterhin nur ein Jahr, die Impfung gegen beispielsweise die Leptospiroseerkrankung sogar nur etwa ein halbes Jahr!
Ich hab doch den Herdenschutz! Oder etwa nicht?
Wenn flächendeckend geimpft wird, greift die sogenannte Herdenimmunität. Nur wenn über neunzig Prozent der Tiere regelmäßig geimpft wurden, dann sind ungeimpfte Tiere quasi mit geschützt. Wird die Menge an geimpften Tieren innerhalb der Gruppe geringer, fällt dieser Schutzschild völlig in sich zusammen und wir können Seuchenzüge erwarten. Auch in dieser Hinsicht ist eine Impfung sinnvoll, wobei paradoxerweise erst durch die Herdenimmunität und die mit Laienaugen beobachtete Nichterkrankung von Tieren erst zu der Vermutung führte, dass Impfungen überflüssig seien, da auch ohne sie offensichtlich keine Erkrankungen stattfinden. Ein tragischer Trugschluss!
Impfungen schützen uns und unsere Tiere vor Krankheiten, die zum Tode führen könnten und verhindern langwierige lebensgefährliche Krankheiten. Sie sind nicht ein unnützer Kunstgriff, damit der Tierarzt sein tägliches Einkommen hat, wie es zynisch oft behauptet wird. Denn: die Behandlung bei einem erkrankten, ungeimpften Tier kostet schätzungsweise mehr als zehn Mal soviel wie eine Impfung. Somit sind umgerechnet mindestens zehn Jahre Impfkosten in einer aufgrund Nichtimpfung entstandenen Therapie enthalten. Sie investieren mit der Impfung folglich quasi in eine Gesundheitsgarantie, die Sie jährlich in Raten zahlen. Dies mag doch sinnvoller zu sein, als zu hoffen „es werde schon gut gehen“ und dann im zwangsläufig einsetzenden Katastrophenfall auf den nächsten Urlaub verzichten zu müssen …
Ein Vorteil der Impfungen bei Tieren
Der oft vergessene Vorteil einer Impfung besteht zudem immer darin, dass Ihr Tier bei der Impfung ein Mal im Jahr von Ihrem Tierarzt komplett untersucht wird und Sie dadurch eine Sicherheit haben, dass Krankheiten und besonders Organkrankheiten früher erkannt werden. Sollte ein Tierarzt dies nicht durchführen oder sollten Sie unsicher sein, ob er diese Pflichtuntersuchung vorgenommen hat, dann scheuen Sie sich nicht, höflich nachzufragen. Denn das Impfen in eine bestehende oder beginnende Krankheit widerspricht tierärztlichen Grundsätzen und kann den Impfschutz aufheben.
Idealerweise erhalten Sie in einer guten Tierarztpraxis automatisch eine ausgefüllte Checkliste der Impfuntersuchung, anhand derer Sie den Gesundheitsstand Ihres Tieres übersichtlich vor Augen haben.