Ratgeber: Läufige Hündinnen und ihre Rüden-Verehrer
Nach der großen Sommerhitze werden viele der unkastrierten Hündinnen wieder läufig. Nicht selten ist diese Zeit für die Hundehalter nervenaufreibend und anstrengend, sei es aufgrund der Blutungen und „Geruchsbelästigungen“ oder der Schwierigkeiten, die sich beim Spaziergang mit Rüden ergeben.
Um ein Vorurteil gleich vorwegzunehmen: Dieser Beitrag soll keine Befürwortung für die Kastration sein, denn diese Entscheidung soll jeder Halter für sich selbst treffen, sondern er soll ein Leitfaden sein, um einige Verhaltensprobleme aufzuzeigen und Krankheitsanzeichen zu erklären.
Gewollter und ungewollter Nachwuchs
Halter von läufigen Hündinnen sollten während der Läufigkeit ihre Schützlinge immer an der Leine halten, denn die Hündin ist nun hormongesteuert und hört mitnichten so gut wie sonst. Das Ende vom Lied könnte schlimmstenfalls eine Herde von Welpen sein, für die Sie die Verantwortung tragen müssten, einen würdigen Besitzer zu finden.
Erste Regel für Sie als Hundehalter sollte sein, dass die Hündin keine Möglichkeit hat, unbeaufsichtigt mit unkastrierten Rüden zusammen zu sein. Bereits eine oder zwei Minuten können eine erfolgreiche Deckung zur Folge haben mit den daraus bekannten Konsequenzen.
Bitte bedenken Sie auch, dass Hunde keine Moralvorstellungen besitzen: Natürlich kann der eigene Bruder die Hündin decken! Eine gewollte oder ungewollte Inzucht verstößt gegen den Tierschutz, da die genetischen Mängel das Leben der Hunde unmöglich machen und Leid oder frühzeitigen Tod bedeuten. Das ist keine Grundlage für das Schaffen von Leben!
Doch mit dem Ende der Läufigkeit ist das Problem noch nicht gelöst: Die gefährlichste Phase ist insbesondere das Ende der Läufigkeit, die ja nicht abrupt aufhört, als hätte man einen Schalter umgedreht. Ganz im Gegenteil: In dieser Phase ist die Hündin am empfänglichsten. Oft hat die Hündin mit dem Bluten aufgehört, man ist erleichtert und lässt den Hund frei laufen – und schon ist es geschehen …
Erst wenn Sie selbst bemerken, dass die Rüden sich nicht mehr übermäßig für die Hündin interessieren, dann können Sie relativ sicher sein, dass die gefährliche Zeit vorbei ist.
In flagranti erwischt – was nun?
Bitte trennen Sie dann die Hunde nicht gewaltsam. Der Penis des Rüden schwillt stark an und kann beim Auseinanderreißen der beiden Hunde die Hündin schwer verletzen. Daher müssen Sie aus medizinischer Verantwortung zunächst in den sauren Apfel beißen und warten, bis sich die beiden wieder von allein trennen. Die Gegenmaßnahme folgt dann in den ersten nachfolgenden Tagen durch eine von Ihrem Tierarzt verabreichte Spritze, die eine Abtreibung bewirkt.
Sollten Sie sich entschließen, es darauf ankommen zu lassen und den Welpen das Leben zu schenken, bedenken Sie bitte folgendes:
* War der Rüde zu groß für die Hündin? Zu große Welpen können Geburtsprobleme bereiten – bis zum qualvollen Tod der Hündin.
* Ist die Hündin zu jung? Eine Bedeckung bei der ersten Läufigkeit endet häufig mit einem Kaiserschnitt, weil die Hündin noch nicht ausgewachsen und das Becken zu schmal ist.
* Ist die Hündin zu alt? Eine Schwergeburt könnte zu viel Kraftaufwand für die Hündin bedeuten und zum Tode führen.
* Sind die Hündin und auch der Rüde gesund? Krankheiten können sich vererben oder übertragen werden. Ein Hund mit schlimmen genetischen Problemen wie z.B. Hüftdysplasie vererbt seine Krankheit.
Die Problematik der Scheinschwangerschaft
Bei vielen Hündinnen kommt es trotz der nicht erfolgten Deckung nach acht Wochen zur so genannten „Scheinschwangerschaft“. In dieser Zeit verhalten sich Hündinnen häufig sehr seltsam: viele sind aggressiver als normal, andere geradezu apathisch. Oft beginnen die Hündinnen ein Nest zu bauen und sammeln Stofftiere ein.
Den Rückzugsort sollte man ihnen lassen, allerdings nicht die vermeintlichen „Welpen“. Auch ohne „Ersatzwelpen“ bildet die Hündin nämlich Milch an und bekommt häufiger ein sogenanntes Milchfieber. Einher geht damit ein Temperaturanstieg und eine entzündliche Schwellung des Gesäuges. Das Belassen der „Stofftier-Welpen“ steigert diese Erscheinung. Man sollte dann das Gesäuge kühlen, jedoch nicht an den Zitzen manipulieren, da andernfalls noch mehr Milch nachschießt. Gegen übermäßige Milchanbildung gibt es Präparate bei Ihrem Tierarzt.
Wird Ihre Hündin mehrfach hintereinander scheinträchtig, dann sollten Sie über eine Kastration nachdenken, da diese Erkrankung oft im Alter zu Gesäugetumoren führt.
Hypersexuelle Rüden und ihre bemitleidenswerten Halter
Man sagt oft flapsig daher, dass es für Rüden die schönste Zeit sei. Tatsächlich verhält es sich so, dass hypersexuelle Rüden in dieser Zeit besonders leiden. Oft sind sie völlig wesensverändert, unkonzentriert, frustriert, teilweise apathisch, oft auch hyperaktiv und aggressiv gegen andere Rüden.
Bei extrem wesensveränderten Rüden hilft oft tatsächlich nur die Kastration. Diese sollte aber dann nicht lange aufgeschoben werden, denn das hormongesteuerte Verhalten kann sich durch Gewohnheit in normales Verhalten dauerhaft einfügen. Eine Kastration hilft in diesem Fall nur noch bedingt, da die erfolgte Wesensveränderung irreparabel ist.
Auch Rüden, die während der Phase der Hündinnenläufigkeit zu Krankheiten wie Penisbluten oder Prostatavergrößerung neigen, sollten unbedingt kastriert werden, denn in diesen Fällen ist die Hypersexualität aufgrund der körperlichen Symptome ein wirkliches Krankheitsproblem.
Ansonsten sollte man selbstvrständlich als Rüdenhalter mit einem „verliebten“ Rüden Plätze mit läufigen Hündinnen (Hundewiesen, beliebte Spazierrouten) meiden. Der Rüde sollte durch Spiele und Leckerchen draußen wie auch zuhause abgelenkt werden.
Oft helfen für bestimmte Zeiten frühzeitige Gaben von homöopathischen Mitteln, die die Hypersexualität etwas mindern.
Bitte lassen auch Sie als Rüdenbesitzer einen „verliebten“ Rüden nicht frei laufen. Hormongesteuerte Rüden werden häufig Opfer von Unfällen, da sie ihre Aufmerksamkeit nur auf die läufige Hündin lenken und nicht auf das Auto oder Fahrrad, welches soeben daherkommt. Außerdem kommt es durch den Frust zu einem angestauten Aggressionspotential, welches zu Beißereien, besonders unter anderen, ebenfalls hormonell aktiven Rüden, führt.