Das Geschäft der Welpenmafia
Welpenmafia – Viele Menschen hätten gerne einen Hund. Sie träumen von einem geliebten Vierbeiner, der sie versteht, mit man kuscheln kann und seine Zeit verbringt. Eben einen Gefährten fürs ganze Leben. Doch viele Leute können sich den hohen Kaufpreis eines Hundes vom Züchter nicht leisten.
Wie erfreut ist man da, wenn einem eine Anzeige ins Auge fällt: „Französische Bulldogge Hündin, 8 Wochen alt 500€ VB“ Normalerweise kostet ein solcher Hund vom Hobbyzüchter schon 800€, vom Züchterpreis mal gar nicht zu reden. Was für ein Glück, das man diese Anzeige gefunden hat. Bei dem Preis am besten gleich alles am Telefon festmachen!
Ein vermeintliches Glück, das schnell zum Alptraum wird.
Das erfährst du hier:
Situation in Deutschland
Was zu gut klingt, um wahr zu sein, das ist es in der Regel auch. Natürlich gibt es hie und da auch mal seriöse Anbieter, die einem ein unschlagbares Angebot machen, aber das ist vergleichbar mit der Chance im Lotto zu gewinnen.
Für einen Rassehund zahlt man in Deutschland schnell mehrere Tausend Euro. Auch Mischlinge sind nicht billig und kosten bis zu 500€. Handelt es sich dann noch um einen begehrten Mischling, Designerrassen wie man sie nennt, kann selbst hier der Preis die 1.000€ toppen.
Seit 1992 hat sich die Zahl der Hunde in deutschen Haushalten von 4,1 Millionen auf 10,1 Millionen im Jahr 2019 mehr als verdoppelt. Der Bedarf an neuen Welpen und Hunden besteht weiterhin, vor allem in Billigpreis-Segment.
Die Nachfrage in Deutschland ist derart hoch, dass es auf Platz eins der Abnehmer für den illegalen Welpenhandel steht. Ein trauriger Gedanke, noch trauriger aber, dass es die Käufer meist billigend und wissend in Kauf nehmen. Andere wollen nicht sehen, was offensichtlich ist.
Herkunftsländer der Welpen
Zu den häufigsten Ursprungsländern der Welpenmaschinerie gehören Polen, Tschechien, Ungarn und Rumänien. Aber auch Serbien ist ein Sitz der Welpenmafia.
Die Bedingungen in diesen Ländern sind ideal. Laxe Tierschutzgesetze ermöglichen noch heute das Kupieren von Körperteilen, Zwinger- und Kettenhaltung. Erst seit Kurzem werden in einigen Ländern nach und nach die Kennzeichnungspflicht durch einen Chip und die Impfpflicht eingeführt. Doch was nützen diese Bestimmungen, wenn weder die Exekutive noch die Judikative Konsequenzen daraus ziehen? Ungarn liegt beim Korruptionsindex Europas auf dem vorletzten Platz und ließ den Jahresbericht der Anti-Korruptionsgruppe des Europarates, GRECO, in seinem Land vernieten. Serbien kann sich rühmen mit China auf einem Platz zu sein. Und Tschechien hat in den letzten Jahren zwar an seiner Korruption gearbeitet, liegt im europäischen Vergleich aber immer noch auf Platz 38. Das sind natürlich ideale Rahmenbedingungen für illegale, kriminelle Machenschaften.
Und von diesen Ländern aus werden die Welpen dann nach Deutschland, Frankreich und andere westliche Länder Europas transportiert.
Und der Aufwand lohnt sich. Der Schmuggel von Hundewelpen ist, trotz der hohen Verlustrate, in seiner Lukrativität mit der von Drogen und Waffen vergleichbar. Wunderbar in welcher Gesellschaft sich die Käufer dieser Tiere befinden.
Strukturen der Welpenmafia
Bei jeder guten Betrugsmasche gibt es diverse Hierarchien, denen diese Organisationen unterlegen sind. In den Herkunftsländern sitzen die Drahtzieher. Verstecken sich hinter korrupten Tierärzten, Polizisten, Richtern und Politikern. Ihnen unterstellt sind die ausführenden Personen auf den Hundefarmen, die sich um die, nahezu nicht existente, Versorgung der Gebärmaschinen kümmern. Von dort aus geht es auf Transportern und in großen PKW quer durch Europa bis in westliche Länder wie Deutschland. Hier werden die Tiere von den Mittelsmännern an die Verkäufer übergeben. Sie erhalten den geringsten Betrag, meist zweistellig, und tragen das meisten Risiko. Sie sind es, die man in Berlin und anderen Großstädten antrifft, wenn man solch einen Hund kaufen möchte.
Verfahren der Welpenmafia
Auf den Hundefarmen der Welpenmafia sieht es grausam aus. Bis die Wände hoch ist alles mit Fäkalien verdreckt. Die Tiere leben in kleinsten, kahlen Nischen. Manchmal liegt etwas Heu darin, aber sehr mager. Die Tiere sind verdreckt von Kot und Urin. Sind von Parasiten befallen, haben entzündete Augen und Tumore im Gesäuge. Auch andere Krankheiten wie Parvovirose und Staupe machen die Runde. Es stinkt bestialisch und die Tiere haben teilweise seit Jahren kein Tageslicht mehr gesehen, wenn sie nicht selbst schon hier geboren wurden. Aufgeschürfte, wunde Stellen verstärken den körperlichen Schmerz und wer den Job als Gebärmaschine nicht mehr ausüben kann, wird getötet. Ein Maul weniger zu stopfen und eine Zelle wieder frei für die nächste Wurfmaschine.
Von den Welpen, die geboren werden, sterben etwa die Hälfte. Teils an Krankheiten, teils aber auch an Unterernährung, denn die Muttertiere haben oft nicht genug Milch.
Viel zu jung, meist mit 5 oder 6 Wochen, manche aber auch noch jünger, werden die Welpen den Müttern entrissen und auf die lange Fahrt nach Westeuropa geschickt. Noch nicht in der Lage sich um sich selbst zu kümmern werden sie tagelang ohne Wasser, Futter und Licht, eingepfercht mit dutzenden anderer Welpen in einem Käfig, durch Europa gefahren. Diese Tortur überstehen wieder einige der hilflosen Tiere nicht. Egal, man macht genug Gewinn mit den restlichen Welpen.
In Ländern wie Deutschland warten bereits die Verkäufer. Sie wissen um Herkunft und Umstände der Welpen. Über Zeitungsanzeigen und Internetplattformen finden sie ihre Kunden. Sie locken mit billigen Preisen, niedlichen Bildern und nutzen die Emotionen der Käufer aus. Kaum einer lehnt den Kauf ab, wenn er erstmal mit dem Welpen in Kontakt gekommen ist. Doch bevor es zum Treffen mit den Kunden geht, wird der Welpe gewaschen und mit einem Vitaminpräparat aufgeputscht. So wirkt der Hund in Minutenschnelle fit und gesund.
Getroffen wird sich auf Parkplätzen, auf offener Straße oder beim Käufer zu Hause. Hauptsache weit weg von der eigenen Wohnung.
Kommt der Kauf zustande kann sich der Verkäufer freuen. Minimaler Aufwand, schnelles Geld und die nächste Lieferung ist bereits auf dem Weg.
Der Käufer trägt den Schaden. Noch mehr der arme Welpe. Sobald das Vitaminpräparat seine Wirkung verliert, wird der Hund oft apathisch, in sich gesunken. Symptome von Schmerz und Unwohlsein. Innerhalb weniger Stunden verstirbt der Welpe. Manchmal kommt noch eine hohe Tierarztrechnung dazu.
Einige Tiere überleben dieses Martyrium. Sie sind die wenigen Glücklichen, die der Hölle entkommen sind.
Schaden durch den illegalen Welpenhandel
Die Welpenmafia schadet nicht nur den Welpen oder dem Käufer. Viele dieser Hunde werden aufgegriffen, bevor sie an das letzte Glied der kriminellen Kette gelangen. Polizei und Zoll greifen immer wieder illegale Tiertransporte auf. Sind die Hunde aber erstmal auf deutschem Boden, steht Deutschland in der Verantwortung. Die Tiere müssen tierärztlich versorgt werden. Oft über mehrere Wochen. Sie müssen körperlich und geistig aufgepäppelt und vermittelt werden. Dies verursacht Kosten in Millionenhöhe. Durchschnittlich 2.600€ kostet es, einen beschlagnahmten Welpen der Mafia bis zum Zeitpunkt der Übergabe zu versorgen. Inklusive Tierarztkosten. Die Tierheime bleiben meistens auf den Kosten sitzen.
Weitere Maschen
Auch der illegale Handel mit Straßenhunden blüht. Sie laufen in den Länder Osteuropas auf den Straßen. Sie sind dort eine Belastung, ein Störfaktor. Es ist ein leichtes sich ihrer zu bedienen. Die Vorgehensweise ist eine andere, aber nicht weniger kriminell.
Diese Hunde werden für Spendenaufrufe missbraucht. Wir kennen Sie alle, die herzzerreißenden Spendenaufrufe auf Facebook. Eine vermeintliche Tierschutzorganisation benötigt Geld, um die armen, verwahrlosten Tiere nach Deutschland zu bringen. Der Transport kostet schließlich. Mit denselben Tieren wird dann später ein Aufruf gestartet, dass sie medizinisch versorgt werden müssen. Logisch, bevor sie nach Deutschland kommen, müssen sie ja geimpft, entwurmt und gechipt sein. Wieder Spenden die Menschen. So kommen pro Tier mehrere tausend Euro an Spendengeldern zusammen, die nicht dem Tier zugutekommen.
Wie vorgehen bei Verdacht auf illegalen Welpenhandel
Ist eine Anzeige dubios und klingt unseriös sollte umgehend Kontakt zum lokalen Tierheim und /oder der Polizei aufgenommen werden. Sie wissen wie am besten vorzugehen ist. Bitte niemals in Eigeninitiative den Lockvogel spielen! Zum einen kannst Du dich selber strafbar machen, wenn der Welpe jünger als 8 Wochen ist, zum anderen sind diese Menschen skrupellos. Mordanschläge auf engagierte Tierschützer kommen immer wieder vor.